04.09.2016

Unbekannte Teilnehmer

Noch immer wissen viele Mitmenschen nicht, was Taijiquan ist und wozu es gut sein kann. Aber es gibt auch Übende, von denen wir Lehrer nivhts wissen. Eine Beobachtung von Bernd Pross.

 

Tai Chi

Mein Fahrer hat mich zu einem Tai Chi Kurs angemeldet und nun stehen ich mit sechs anderen Motorräder auf einer Wiese und wir sollen bei eingeklapptem Seitenständer die Balance halten. Die schwere Enduro vorne rechts tut sich schwer, ich sehe wie sie heimlich den Hauptständer etwas gesenkt hat, um sich bei Bedarf abzufangen.

Wir beginnen mit einem leichten Anheben des Vorderrades. Einige plumpsen gleich wieder zurück auf den Boden, trauen sich nicht richtig oder haben Probleme mit der Balance. Wir üben es eine Weile und es geht besser. Als nächstes sollen wir unsere Spiegel drehen. Rechter Spiegel nach links, anschliessend linker Spiegel nach rechts. Unser Tia Chi Lehrer korrigiert jene geduldig, die Spiegel oder Richtung verwechseln. Ich sehe wie die kleine Tourenmaschine zaghaft den Blinker betätigt, um zu sehen, wo ihre rechte Seite ist. Danach macht sie die Übung fehlerfrei. Dafür drehe ich meine Spiegel immer wieder in die falsche Richtung, weil ich mich nicht auf die Übung konzentriere sondern der kleinen Tourenmaschine zugeschaut habe.

Als nächstes sollen wir den Lenker nach rechts drehen und das Gewicht nach links verlagern. So bleiben wir stabil, wenn wir es richtig machen. Fast wäre ich dabei auf die Seite gekippt, kann aber gerade noch den Ständer ausklappen. Das war knapp. Es wäre mir sehr peinlich, auf die Seite zu fallen und zugeben zu müssen, dass ich mich nicht alleine aufrichten kann. Meine alten Federbeine lassen das nicht mehr zu. Also versuche ich die Übungen mit erhöhter Konzentration zu machen und es geht. Als Hilfe fixiere ich mit dem Scheinwerfer einen festen Punkt vor mir und ich fühle mich stabiler. Zum Abschluss dehnen wir unseren Lenker, indem wir die Griffe möglichst weit auseinander ziehen.

Nachdem diese Vorübungen abgeschlossen sind geht es ans Lernen der eigentlichen Tai Chi Form. Einige Motorräder kennen die Form bereits, anderen ist sie neu. Ich kenne bereits einen Teil. So fahren wir eine Bogen nach recht und blinken links. Anschliessend einen Bogen nach links mit rechtem Blinker. Wir heben das Vorderrad leicht an, biegen den Spiegel vor den Scheinwerfer, so weit das geht, und setzen das Rad wieder ab. Nun versuchen wir des Hinterrad zu heben, eine Kurve nach links zu fahren und gleichzeitig mit dem rechten Koffer zu wackeln. Das finde ich anstrengend und ich muss es ein paar mal üben. Das gleiche nach rechts geht schon ein bisschen besser. Dann den Kupplungshebel nach oben und den Bremshebel nach unten. Kurve nach rechts fahren, linken Koffer nach unten und mit dem Topcase wackeln. Wie war das? Bitte nochmal für mich. Eine Bewegung nach der anderen. Alles soll einen Kreis bilden. Erst mal den Kupplungshebel bewegen, dann den Bremshebel, dann beide gleichzeitig, aber in verschiedene Richtungen. Noch mal das Ganze, aber mit einer gefahrenen Rechtskurve. Nun den linken Koffer nach unten. Warum geht der rechte Koffer hoch? Noch mal. Nun bleibt der rechte Koffer in seiner Position, wackelt noch ein wenig, aber für den Anfang ist es gut. Auch mein Topcase wackelt, was jetzt nicht mehr so schwierig ist. Ich fahre ein kleines Stück von der Gruppe weg und übe diese Sequenz mehrmals für mich.

Während dessen sind die anderen Motorräder die Form weiter gefahren. Mir wird ein wenig schwindelig, wenn ich ihre Bewegungen sehe. Ich übe nochmal die neu gelernte  Kurve und versuche die gleiche Bewegung zur linken Seite. Ich bewege den Bremshebel nach oben, gleichzeitig den Kupplungshebel nach unten. Dabei die Kurve nach links fahren und den rechten Koffer nach unten drücken. Der linke Koffer bleibt auf gleicher Höhe und das Topcase wackelt.

Das ist genug für heute und ich bin zufrieden, einen weiteren Teil der Form gelernt zuhaben. Morgen soll der Kurs weiter gehen. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen