26.06.2014

Tai Chi Chuan erklärt von einem Meister des Yang Stils

Tung Ying Chieh (1898-1961) war ein bekannter Meister der Yang Taijiquan Tradition. Er war einer der Meisterschüler des großen Yang Stil Meisters der dritten Generation, Yang Cheng Fu.



Taijiquan ist eine Übung der Innern Kampfkünste. Stärke wird in den Knochen erzeugt. Kraft lagert in de Muskeln. Man benötigt keine dicke Haut oder kräftige Muskeln, jedoch sollte das Qi sinken und die Knochen sollen stark sein. Deshalb haben Taijiquan Übende keine Sorgen, sich die Knochen zu brechen oder die Muskeln zu zerren. Auch wird man nicht müde von Kicks und Sprüngen. Man bewegt sich natürlich, mit der inneren, ursprünglichen Energie. Diese zu entwickeln ist das Ziel dieser Übungen.

2.

Die drei Hauptpunkte:Geist, Intention und Haltung müssen sich vereinen. Ist die Haltung korrekt, sind Geist und Intention vorhanden und Fortschritt bleibt nicht aus. Auch wirst du dich jeden Tag besser fühlen. Man sollte diese Unterschiede und deren Entwicklung aufmerksam verfolgen.

3.

Wenn die äußere Haltung nicht korrekt ist liegt es an einem Mangel in der inneren Haltung. Das Ergebnis gleicht dem kochen eines leeren Topfes. Selbst nach vielen Jahren  intensiven Übens wird man keinen Erfolg verzeichnen. Man sagt mitunter schon mal, zehn Jahre Taijiquan Training wären nicht so hilfreich wie drei Jahre Gongfu Training. Deshalb braucht man, um ein gutes Taijiquan zu praktizieren, regelmäßige und tiefgreifende Übung und ebenso ein tiefes Verständnis. Natürlich hat es auch etwas mit deiner Intelligenz zu tun. Aber hartes Training überwindet auch Dummheit. Deshalb soll man sich selbst ständig anspornen, intensiver zu trainieren.

4.

Die Atmung soll natürlich sein. Versuch nicht besonders tief zu atmen. Nach einiger Zeit der Übung wird dein Taijiquan einen natürlichen Zustand erreichen und dann wird auch der Atem von selbst  ausgeglichen sein.

5.

Ursprünglich entsprechen die dreizehn Bewegungen des Taijiquan den Methoden, Qi zu lenken und zu leiten. Lenken und leiten meint, die Zirkulation von Qi und Blut. Deshalb wird durch ein geschicktes Leiten oder Führen Qi und Blut in einen ausgeglichenen Zustand gelangen. Krankheiten werden sich zurückziehen. Aber bitte missverstehe nicht die Methoden und arbeite hart daran, das Gleichgewicht herzustellen. Wenn du kräftig un d natürlich übst, dann wird sich alles von selbst einstellen, wenn du die entsprechende Reife erlangst.

6.

Die Schultern lockern und die Ellbogen hängen lassen bedeutet, die Kraft nicht in den Schultern zu stagnieren. Versuch nicht, die Hände schwer zu machen sondern sie weich und leicht zu bewegen.

7.

Halte den Kopf aufrecht, nach oben "gezogen" und hebe den Beckenboden an. Den kopf aufrecht halten muss ganz natürlich sein. Wird der Beckenboden angehoben, dann steigt das Qi von selbst auf. Um die Kraft zu halten, wird das Brustbein leicht hängen gelassen, ohne den Rücken zu krümmen.

8.

Wenn du die Form praktizierst, gibt es drei Dinge, auf die du zumindest achten sollst. Zuerst entspann deine Muskeln, als zweites kläre deine Haltung, und drittens konzentriere dich auf die Intention und den Geist. Wenn du die Bewegungen meisterst, dann wird der geistige Aspekt sich von selbst offenbaren. Wenn du dieses Stadium erreichst,wird dein Fortschritt unaufhaltsam sein.

9.

Kraft spüren und verstehen - um diese Qualität zu erlernen, sollte man viel Tui Shou praktizieren, dann begreift man die Unterschiede von anhaften, halten, berühren und folgen. Wenn du keinen Partner hast, kannst du dennoch im fleißigen Üben der Soloform das Gefühl der Kraft in beiden Armen entwickeln. Stell dir einen Angriff vor und die Methode, mit der du ihn kontrollieren willst. Auf diese Art und Weise kannst du mit langem und intensiven Training auch die Entwicklung der inneren Kraft lernen.

10.

Im Tui Shou Training geht es vor allem darum, das Gefühl für die verschiedenen Energien zu entwickeln, nicht darum, den Gegener zu besiegen. Versuche ständig, deine Mitte dem Gegner zu entziehen, aber die seine zu beherrschen.

11.

Du kannst Taijiquan üben während du gehst, sitzt, stehst oder liegst. Nutze die Methode, mit deinem Geist dein Qi kreisen zu lassen und ein Gefühl dafür zu finden.  Zum Beispiel: fühle den Unterschied, wenn du eine Teetasse mit Kraft hältst und ohne Kraft. Fühle den Unterschied mit kräftigen Schritten zu gehen und mit leichten. Wenn du ruhig stehst, teste das Gefühl, mit durchgedrückten Knien zu stehen und mit gebeugten.

12.

Im Anfangsstadium deines Trainings wirst du vielleicht Muskelkater verspüren, aber sei unbesorgt, das geht bald vorbei und du wirst dich später sehr wohl fühlen.

13.

Im Erlernen der Taui Shou Techniken ist es grundlegend, die Kraft zu verstehen. Es gibt darin verschiedene Formen der Kraft, zum Beispiel: klebende Kraft, folgende Kraft, innere Kraft, unterbrechende Kraft, reibende Kraft, sanfte Kraft, beschleunigende Kraft, haltende Kraft, berührende Kraft, stoßende Kraft. Desweiteren gibt es Formen der Kraft wie die Knochen erreichende Kraft, schüttelnde Kraft,  entschiedene Kraft, plötzliche Kraft, ein Zehntel Inch Kraft, Pfeil abschießende Kraft und gleichmäßige Kraft. Im allgemeinen lernt man diese Formen der Kraft während der regelmäßigen Praxis. Es ist weitaus schwieriger, diese Formen alleine zu lernen und zu verstehen als mit einem Partner, denn ein Mensch ist nun mal lebendig. Zusätzlich erfährst du die Kräfte, wenn du selber sie einsetzt und dabei sehr aufmerksam und kontrolliert vorgehst. Alle diese Kräfte hat man aus den Körperbewegungen entwickelt und gelernt. Wenn du keinen Partner hast, kannst du die Kräfte von der Luft lernen. (Man kann sich auch einen mittelschweren Gegenstand an einem Seil aufhängen, ungefähr in Brusthöhe, und damit Tui Shou trainieren. Anm. d. Übersetzers)

14.

Die Prinzipien des Taijiquan: Die Wurzeln liegen bei den Füßen, die Kraft wird verstärkt in den Beinen, von den Hüften gelenkt und mit den Händen nach außen geführt. Folgend die Prinzipien im Umgang mit der Kraft: die Knie reichen nie über die Zehen hinaus; komm mit den Händen nicht über die Körpermittelachse; hebe die Hände nicht höher als deine Augenbrauen; drücke nicht weiter nach unten als zur Brustmitte. Dies sind die überlieferten Regeln. Wenn du gegen die Regeln verstößt, wird deine Kraft schwächer werden. Alle Änderungen kommen von den Hüften.
Ein Beispiel: wenn du mit deiner Rechten jemanden nach links drückst und deine Hand geht über deine Körpermitte hinaus zur Seite, dann verlierst du die Kraft. Aber wenn du deinen Brustkorb links etwas zurücknimmst indem du die Hüften etwas drehst, dann ist die Kraft wieder vorhanden. Auch wenn die Veränderung den Brustkorb betrifft, so kommt sie von den Hüften und wird in der Hand erfahrbar. Wenn der ganze Körper entspannt und sensibel ist, wirst du eine große Kraft in den Händen spüren.

15.

Menschen sind Dinge, aber mit Sinnen. Zum Beispiel, wenn ich jemanden mit der Faust schlage, wird er sicher versuchen, meine Faus abzublocken oder seinen Körper aus der Schlaglinie bewegen. Das ist der natürliche Reflex von Menschen. Dinge sind da anders. Ein hängender Sandsack ist selbst ohne Bewegung. Wenn du drauf schlägst, wird er sich vor und zurück bewegen. Seine Bewegung liegt auf einer festen Strecke. Schlägst du ihn nach links, wird er nach rechts zurückkommen. Aber Menschen sind anders, sie haben verschiedene Möglichkeiten, auf einen Hieb zu reagieren. Deshalb gelten für einen Boxer drei Worte:
Sicher, präzise und kämpferisch.
Wer diese drei Qualitäten nicht mitbringt, kann seine Kraft nicht voll entfalten. Also, wie wird man sicher, präzise und kämpferisch? Zunächst musst du ein Gespür entwickeln. Wie das geht? Bewege dich nicht, wenn sich der Gegner nicht bewegt. Wenn sich dein Gegner bewegt, folge der Bewegung und beende sie, bevor er es tut. Du musst dich also um diese Sekunde bemühen, in der du die Bewegung beendest. Dann bist du unschlagbar.


16.

Bevor man Taijiquan trainiert ist die Kraft wahrscheinlich trüb oder stumpf. Hat man Taijiquan verstanden, dann wird der ganze Körper locker und entspannt und voller Energie. Aber du musst frei werden von allen nervlichen Anspannungen und dabei die stumpfe Kraft bewahren. Denn wenn du entspannt bist, kann die dumpfe Kraft in wirkungsvolle Kraft gewandelt werden. Ein Beispiel für stumpfe oder trübe Kraft ist das, was manche die Schulterkraft nennen. Du kannst es bei Boxern sehen, die ihre Kraft in den Schultern stecken haben und von dort in die Fäuste schicken. Diese Kraft wird nicht von den Hüften gelenkt. Deshalb ist die trübe Kraft dein Kapital und Entspannung ist deine Methode. Hast du die Methode verstanden, kannst du auch mit geringem Kapital großen Gewinn erziehlen. Kennst du diese Methode nicht, dann wirst du auch mit viel Kapital nicht viel gewinnen. Deshalb ist das Verständnis von taijiquan hilfreich in allen Sportarten.